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Ich bin kein Berliner

Ein Reiseführer für faule Touristen

Erschienen am 12.03.2007
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783442542406
Sprache: Deutsch
Umfang: 252 S.
Format (T/L/B): 2.1 x 18.8 x 12 cm
Einband: Englische Broschur

Beschreibung

Der bekannteste und beliebtest Berliner führt durch seine Stadt - ein Reiseführer der anderen Art.Es gibt derzeit wohl kaum einen bekannteren Berliner als Wladimir Kaminer. Und keinen, der geeigneter wäre, die Stadt einem Touristen in all ihren Facetten vorzustellen. Von einer kurzen Einführung in die Berliner Historie über Geschichten zu Sehenswürdigkeiten am Wegesrand oder das Verhalten japanischer Touristen bringt Wladimir Kaminer auf gewohnt witzig-charmante Art dem Leser seine neue Heimat näher. Dabei dürfen natürlich auch praktische Hinweise nicht fehlen: Dazu gehören kleine Spazierrouten, dank derer man auf den Spuren von Wladimir Kaminer durch die Stadt schlendern kann, sowie Adressen origineller Restaurants, Geschäfte und anderer im Buch vorgestellten Attraktionen.

Autorenportrait

Wladimir Kaminer wurde 1967 in Moskau geboren und lebt seit 1990 in Berlin. Mit seiner Erzählsammlung 'Russendisko' sowie zahlreichen weiteren Bestsellern avancierte er zu einem der beliebtesten und gefragtesten Autoren Deutschlands.

Leseprobe

Ich bin kein Berliner Ich bin kein Berliner. Ich bin auch nicht ?Deutschland?. Die Social-Marketing-Kampagne des letzten Jahres ?Du bist Deutschland? hat mich nur irritiert. Ich kenne mich hier nicht wirklich aus. Vor f?nfzehn Jahren kam ich nach Ostberlin, aus Gr?nden, die mir bis heute r?elhaft geblieben sind. Wahrscheinlich war es blo? Neugier auf die Welt und ungebremste Reiselust, die mich damals nach Berlin trieben. Die Reise erwies sich als fatale Entscheidung. Einmal hier gelandet, kommt man kaum mehr weg. Berlin bindet. Alle Einheimischen, die ich im Laufe der Jahre kennengelernt habe, wollten immer als Erstes wissen, wieso ich damals ausgerechnet Berlin beziehungsweise Deutschland als Reiseziel gesucht hatte. Meine Ausweichantworten ?Es hat sich so ergeben? oder ?Ich bin in den falschen Zug gestiegen? konnten sie nicht zufriedenstellen. Wenn ich aber zur Abwechslung sagte, ich f?e Deutschland gut und Berlin sei eine tolle Stadt, wollte mir das einfach keiner glauben. Die Eingeborenen zeigen sich in der Regel sehr kritisch ihrem Land und ihrer Stadt gegen?ber. Erst vor kurzem traf ich in unserer Stammkneipe einen Journalisten aus Bochum, der genau wie ich vor f?nfzehn Jahren nach Berlin ausgewandert war und mich nicht nach den Gr?nden meiner damaligen Abreise fragte. Von sich behauptete er sogar ungeniert, ihm w? es schon immer klar gewesen, dass er hier in einem Paradies lebe. Alle G?e, die unserem Gespr? lauschten, hatten sofort Abstand von dem Mann genommen. Die Wirtin vermutete sp?r, er w? unter Drogen gestanden. Inzwischen wei?ich, was diese st?ige Fragerei soll: Es ist eine Art Flirt. Das Land will gefallen, sch? sich aber, es ?ffentlich zuzugeben. Unsere Liebesbeziehung steckt deswegen permanent in einer Krise, die aber f?r beide Seiten fruchtbar ist. Schon an meinem ersten Tag in Berlin musste ich im Berliner Polizeipr?dium am Alexanderplatz mit ein paar anderen Russen zusammen Frageb?gen ausf?llen, um humanit?s Asyl gew?t zu bekommen. Die Frage ?Aus welchem Grund haben Sie Deutschland gew?t, und was haben Sie in Deutschland vor?? stand ganz oben auf der Liste. Niemand von meinen Landsleuten hatte eine Idee, wie man diese Frage vern?nftig beantworten konnte. Sie waren alle mehr oder weniger zuf?ig in Deutschland gelandet, weil sie zum Beispiel eine nette deutsche Tante hatten oder einen deutschen Freund, der sie eingeladen hatte. Ein ?erer, intelligent aussehender Mann, der Einzige aus unserer Asylantengruppe, der ?ber gute Deutschkenntnisse verf?gte, schrieb, er sei ein Bewunderer der deutschen Kultur und Sprache, woraufhin alle anderen diesen Satz von ihm ?bernahmen. Mit einer Zweimonatsduldung verlie?n wir, die frisch gebackenen Deutschkultur-Bewunderer, damals das Polizeipr?dium am Alex. ?Zwei Monate m?ssten euch reichen, um die deutsche Kultur gr?ndlich kennenzulernen?, witzelte der zust?ige Beamte. Dreizehn Jahre sp?r, als ich hier die Staatsangeh?rigkeit f?r mich und meine Kinder beantragte, wurde ich erneut in den unz?igen Formularen mit der gleichen Frage konfrontiert. ?Warum Deutschland??, wollte man von mir wissen. Die jungen Russen und Ukrainer, die sich heute als Au-pair-M?hen beziehungsweise -Jungs f?r deutsche Kinder bewerben oder sich zum Studium in Berlin anmelden wollen, f?llen ?liche Frageb?gen aus. Sie m?ssen darin verst?lich machen, warum sie unbedingt in Deutschland studieren oder arbeiten wollen und nicht zum Beispiel in Zimbabwe, und was sie an Deutschland besonders sch?en. Die meisten schreiben immer das Gleiche voneinander ab: ?Deutsche Ordnung, P?nktlichkeit und Genauigkeit (!) m?chte ich lernen. Diese Eigenschaften werden mir auf meinem beruflichen Weg sehr helfen.? Als ob sie alle sp?r Polizisten, Zugabfertiger oder Stra?nfeger werden wollen. ?Warum m?ssen die Deutschen unbedingt wissen, was die anderen ?ber sie denken??, fragte mich einmal ein Au-pair-M?hen, und ich konnte ihr keine vern?nftige Antwort geben. ?Sag ehrlich, was h?st du von mir??, ist bekanntlich e Leseprobe

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